Herz-Jesu-Sonntag 16.6.1996
Am vergangenen Freitag haben wir
liturgisch das Hochfest des gšttlichen Herzens Jesu gefeiert, heute, am Sonntag
danach, denken wir nochmals an dieses Festgeheimnis, diesmal aus besonderem
Anlass, weil es genau 200 Jahre her ist, dass sich in schwerster Zeit, in
schmerzvoller Kriegsnot durch die ins Land hereingebrochenen Franzšsischen
Revolutionsarmeen unter Napoleon, Tirols LandstŠnde im Juni 1796 einen Bund mit
dem Herzen Jesu geschlossen haben.
Dieser Bund ist dann auch vom Salzburger Dišzesanvolk geschlossen und immer
wieder erneuert worden. ãTreue um TreueÒ war das Losungswort in diesem Bund. In
einem dafŸr gedichteten und komponierten Lied wurde dieser Treueschwur
bekrŠftigt. Es lohnt sich, den Text dieses Liedes in Erinnerung zu rufen:
ãAuf zum Schwur, Volk und Land,
heb zum Himmel Herz und Hand!
Was dem Heiland du gelobt, sei in
ewger Treu erprobt.
Ja, wir schwšren heut aufs Neue:
Jesu Herz, dir ewige Treue!
WundermŠchtig immerfort warst du
stets des Volkes Hort, in der Not
und Kriegsgefahr schirmtest du uns
immerdar.
Drum geloben wir aufs Neue: Jesu
Herz, dir ewge Treue!
Auf dem weiten Erdenrund gibt es
keinen schšnren Bund.
LŠstern uns die Feinde auch,
Treue ist der Christen Brauch.
Drum geloben wir aufs Neue: Jesu
Herz, dir ewge Treue!Ò
Dem Herzen Jesu ewige Treue!
Ich muss gestehen: Besser kann es
gar nicht formuliert werden, was heute neben der SŸhne fŸr alle dem gšttlichen
Herzen Jesu zugefŸgten Beleidigungen am meisten nottut: nŠmlich Treue! Denn wir
leben in einer Zeit, in der zusammen mit wachsender Ehrfurchtslosigkeit und
liebloser Herzlosigkeit die Treulosigkeit wahre Triumphe feiert. Die jetzt in
den Medien verlautbarte, erschŸtternd gro§e Zahl an Scheidungen und die noch
immer wachsende Zahl an Kirchenaustritten sind nur ein Teil der auf
verschiedensten anderen Gebieten feststellbaren Untreue und Treulosigkeit.
Einmal im Jahr sagt uns die
Kirche in besonderer Eindringlichkeit, dass es auf das Herz ankommt, auf das
gute, edle, lautere, selbstlos liebende und treue Herz. Wir werden von der
Kirche auf ein Herz hingewiesen, das ganz edel, ganz lauter und rein, ganz
selbst liebend und selbstlos sich hinopfernd ist in unerschŸtterlicher treue:
das Herz des Gottmenschen Jesus Christus. Wir sollten uns die Gesinnungen
dieses Herzens wieder ganz zu eigen machen, vor allem seine treue, in der er
sich in radikalster Gehorsamshingabe an den Willen des Vaters und in
vorbehaltloser Hinopferung fŸr uns Menschen bereit war, auch den letzten
Blutstropfen aus seinem durchbohrten Herzen zu vergie§en. Beim Herzen Jesu geht
es tatsŠchlich um das ergreifendste Symbol selbstlosester Hingabe,
Opferbereitschaft und treue, die auch dann nicht aufhšrte, als das physische,
leibliche Herz Jesu zu schlagen aufgehšrt hatte, nachdem dieses treue Herz bis
zum letzten Schlag nur geschlagen hatte in helfender, erbarmender,
verzeihender, erlšsender Liebe fŸr uns Menschen. Dieses Herz wurde dabei zum
Inbegriff aller Herzlichkeit, aller GŸte und Liebe und vor allem auch aller
wahren, echten, unerschŸtterlichen Treue.
Die Evangelien sind voll von
Beweisstellen fŸr diese Behauptung. Ich nehme aus vielen Schrifttexten –
als Beispiel aus vielen, die man anfŸhren kšnnte – das 15. Kapitel im
Lukas-Evangelium her mit dem Gleichnis vom verlorenen Schaf. Da wird so
ergreifend die Treue des Guten Hirten im Suchen des SŸnders, der auf Abwege
geraten ist und sich verirrt hat, geschildert. Es ist das Wort vom Suchen des
verlorenen Schafes. So lange sucht es der Gute Hirte, bis er es findet. FrŸher
hšrt er mit dem Suchen nicht auf und mag dabei Nacht und Sturm hereinbrechen
und mag der weg noch so weit, die Verirrung des verlorenen Schafes noch so gro§
sein!
Das ist eigentlich der ganze und
der ganz gro§e Trost der gesamten Menschheit, ob sie davon wei§ oder nicht, ob
sie daran glaubt oder nicht, dass der Herr Jesus mit seinem treuen, liebenden
Herzen noch jedem Verlorenen nachgeht, bis er ihn findet. Das ist der gro§e Trost
der Menschen in aller sittlichen Verlorenheit und Verworrenheit, dass einer da
ist, der keinen aufgibt, der keinen verstš§t und fŸr den es auf dieser Erde
keinen endgŸltig Verlorenen gibt. Einer ist immer auf der Suche in
unerschŸtterlicher treue, auf der Suche nach jedem, bis er ihn findet: so
lange, so unermŸdlich, so unverdrossen, so geduldig, so langmŸtig, so treu
sucht er, der Herr Jesus, der Gute Hirte, bis er das verlorene Schaf findet.
Treue um Treue! Das wŠre die
Forderung in der recht verstandenen Herz-Jesu Verehrung. Aber wie sieht es
diesbezŸglich heute vielfach aus? Statt der Treue in Nachahmung des allzeit
treuen Herzens Jesu so viel Untreue gerade auch dort, wo man vor allem Treue
erwarten wŸrde!
Ich will da jetzt nicht eine
lange Lamentatio anstimmen, in will nur noch die in der Hl. Schrift mehrfach
erhobene Aufforderung zur Treue aussprechen. Wir wollen es nicht nur singen,
sondern wie einen heiligen Schwur auch halten: ãDrum geloben wir aufs Neue,
Jesu Herz, dir ewige Treue!Ò